OZ berichtet über Hotel zur Blinke von 1879

Mo. 20. Oktober 2025
Hotel zur Blinke

Ostfriesen-Zeitung. Nach langem Stillstand wird das historische Hotel „Zur Blinke“ in Bunde fertig saniert. Zehn Wohnungen und eine Gewerbeeinheit entstehen – mit viel Charme und moderner Technik.

 

Bunde – Noch vor zwei Jahren reckte sich ein stählernes Gerüst wie ein Korsett in den Himmel von Bunde, umklammerte das ehrwürdige Hotel „Zur Blinke“ und schien das alte Gemäuer vor dem Vergessen retten zu wollen. Heute ist das Gerüst längst verschwunden, das Dach glänzt neu, der Dachstuhl ist ausgebessert, Fugen und Ziegel sitzen wieder wie aus dem Bilderbuch. Doch nach dem ersten Aufbruch folgte eine lange, fast gespenstische Stille.

 

Helmuth Brümmer, der Bauherr, zog damals die Reißleine. Die Bundespolizei hatte plötzlich Interesse an dem geschichtsträchtigen Haus bekundet. Dass das Polizeirevier in Bunde in einem Zustand ist, den man kaum noch als „baulich“ bezeichnen kann, ist längst ein offenes Geheimnis. „Ein zentrales Revier in Bunde wäre auch für die Gemeinde eine gute Sache gewesen“, ist Brümmer überzeugt.

 

Doch die Gespräche mit den Behörden zogen sich wie Kaugummi. „Ich wurde aufgefordert, ein Angebot abzugeben“, berichtet Brümmer beim Ortstermin, während er mit der Hand über die rauen Ziegel streicht. Die Anforderungen der Bundespolizei waren eine Klasse für sich: „Das fängt bei Zellen und einer gesicherten Waffenkammer an und hört bei einbruchssicheren Fenstern noch lange nicht auf.“ Die Architekten mussten ihre Pläne umwerfen, um den Ansprüchen eines Polizeireviers gerecht zu werden.

 

Als endlich alles passte, kam die nächste Hürde: Plötzlich sollte europaweit ausgeschrieben werden. Für Brümmer ein Fass ohne Boden. „Die Fenster waren schon nach den Vorgaben des Denkmalschutzes produziert, die musste ich erstmal einlagern, und viele Aufträge waren schon vergeben.“ Zeit und Geld liefen davon.

 

Neue Wohnungen mit architektonischem Kniff

 

Doch seit gut zwei Wochen ist das Leben zurückgekehrt in die Mauern des Hotels „Zur Blinke“, das seit 1879 das Herz von Bunde prägt. Wo einst Händler aus ganz Norddeutschland nach langen Bahnreisen ihre Stiefel abstellten, klopfen heute Handwerker an Türen, stemmen Balken, errichten neues Mauerwerk. Bunde, das sich einst mit Arzt, Apotheker und Gastwirten einen Namen machte, bekommt ein Stück seiner Geschichte zurück. Das Hotel, einst gebaut für reisende Kaufleute, wird nun zu einem Wohnhaus mit zehn Wohnungen und einer Gewerbeeinheit umgebaut.

 

Die neuen Wohnungen – zwei oder drei Zimmer, zwischen 48 und 76 Quadratmetern groß – versprechen modernen Komfort: Terrassen, Balkone, ein Aufzug und natürlich Stellplätze für die Bewohner. Beim Rundgang durch das Gebäude spürt man den besonderen Charme: Der Komplex besteht aus zwei Häusern und einem Anbau, in den älteren Teilen sorgen hohe Decken für ein luftiges Raumgefühl. Im ehemaligen Tanzsaal reicht die Decke so weit nach oben, dass eine zusätzliche Ebene eingezogen werden kann. Über den Bädern entstehen Schlafbereiche auf einer Zwischendecke – ein architektonischer Kniff, der an die Loftwohnungen alter Industriegebäude erinnert. Historische Details wie Steinfußböden, Stuck an Decken und Wänden oder die alte Holztreppe, die so weit wie möglich erhalten bleibt, lassen das Wohnen im Altbau erahnen.

 

Im Inneren hält die Moderne Einzug

 

Doch das eigentliche Schmuckstück bleibt die Fassade. „Das äußere Erscheinungsbild des ehemaligen Hotels ist so authentisch wie möglich restauriert worden, um die Substanz des historischen Objekts zu erhalten“, sagt Brümmer und lässt den Blick über die frisch eingesetzten Sprossenfenster schweifen, die nach historischem Vorbild gefertigt wurden. Schritt für Schritt kehrt der alte Glanz zurück.

 

Im Inneren hält die Moderne Einzug: Wo einst Petroleumlampen flackerten, sorgen künftig neue Elektrik und Installationen für zeitgemäßen Komfort. Fußbodenheizung, betrieben mit Wärmepumpe und Solaranlage, sollen wohlige Wärme bringen. Die Dämmung kommt auf dem neuesten Stand, damit die Heizkosten nicht durch die hohen Decken davonfliegen. Im künftigen Hofbereich wurde eine 60.000-Liter-Kaverne eingelassen, um bei Starkregen das Wasser aufzufangen. „Der Regen kann da aufgefangen werden, damit es nicht zu Überlastungen der Kanalisation und damit verbundenen Überschwemmungen kommt“, erklärt Brümmer.

 

Ohne den Denkmalschutz läuft nichts

 

Dass all das seinen Preis hat, überrascht niemanden. „Man braucht schon das nötige Kleingeld, wenn man so ein Projekt anpackt“, sagt Brümmer. 3,5 bis 4 Millionen Euro investiert er – ohne Zuschüsse vom Denkmalschutz wäre das nicht zu stemmen gewesen. „Ohne Zuschüsse und Hilfen durch den Denkmalschutz lässt sich so ein Projekt gar nicht wirtschaftlich darstellen“, betont er. Vor seinem Engagement stand das Hotel teils leer, diente als Unterkunft für Monteure und Flüchtlinge und verfiel zusehends.

 

Für Brümmer ist das nicht das erste Abenteuer dieser Art. Der ehemalige Enova-Chef, der 1996 nach Bunderhee kam, hat bereits den Enova-Firmensitz in einem denkmalgeschützten Herrenhaus und das Gulfhaus in Bunderhee saniert. Auch der alte Bahnhof in Bunde und die Villa Bauer wurden von ihm wiederbelebt. Zuletzt hauchte er dem Gulfhof Tammen neues Leben ein und eröffnete dort ein Restaurant. Nun schenkt er auch dem Hotel „Zur Blinke“ eine Zukunft – und Bunde ein Stück seiner Seele zurück.
 

 

 

 

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